Schematherapie
Veränderung ungünstiger Erlebens- und Verhaltensmuster
Schematherapie als moderne Form der Psychotherapie
Moderne Psychotherapie


Was ist Schematherapie?


Ursprünglich von J. Young zur Behandlung chronischer depressiver Störungen konzipiert, stellt die Schematherapie in ihrer modernen Form ein zugleich integratives und innovatives Verfahren zur Behandlung ezualler Störungen dar, die einen behandlungsrelevanten Bezug zur Persönlichkeitsentwicklung aufweisen. Immer mehr Studien belegen ein breites Wirksamkeitsspektrum. Die Schematherapie wird insbesondere zur Behandlung von Borderline-Störungen, Narzisstischen und Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen eingesetzt. Es finden sich außerdem Studien zu affektiven Erkrankungen, Angst- und Zwangserkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen. Aber auch in der Behandlung forensischer Patienten und der Paarberatung und -therapie gibt es vielversprechende Entwicklungen. Unsere eigene Erfahrung und entsprechende wissenschaftliche Beiträge beziehen sich außerdem auf die Behandlung komplexer komorbider Störungen mit biographischen Entwicklungsaspekten, auf die Anwendung der ST in der Krisenintervention, sowie auf einzel- und gruppentherapeutische Einsatzmöglichkeiten im stationären und tagesklinischen Behandlungssetting.

Die Schematherapie (begrifflich auf psychologische Schemata bezugnehmend) ist keine neue Psychotherapie-Form sondern eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie, welche Klärungs- und Veränderungsarbeit durch die integrierte Anwendung kognitiver, erlebnisaktivierender und handlungsbezogener Technikenermöglicht. Grundlage der Behandlung ist ein störungsspezifisches Krankheitsmodell, welches zum einen biographisch erworbene dysfunktionale Schemata, andererseits das im Hier und Jetzt sichtbare Erleben und Verhalten mit dem sogenannten Schema-Modus-Modell aufgreift, und daraus konkrete Behandlungsinterventionen ableitet. Die therapeutische Beziehung bekommt in der Schematherapie eine zentrale Rolle. Im Sinne der begrenzten elterlichen Fürsorge oder "Nachbeelterung" (limited reparenting) versucht der/die Therapeut*in, dem Patienten oder der Patientin neue korrektive Beziehungserfahrungen zu ermöglichen. Mit dem Mittel der empathischen Konfrontation lernen die Patient*innen aber auch, ihr eigenes Agieren immer wieder unter Selbstfürsorgegesichtspunkten kritisch zu hinterfragen. Schematherapie ist entwicklungs- und prozessorientiert.


Zertifizierung als Schematherapeut*in gemäß der ISST Richtlinien


Zielgruppe: Die Erlangung einer Zertifizierung als SchematherapeutIn setzt das Vorliegen einer psychologischen oder ärztlichen Approbation voraus. Der Beginn der zur Zertifizierung führenden Ausbildung kann jedoch bereits vor der Approbation liegen, geeigneter Weise nach Erlangung von Kenntnissen in der Verhaltenstherapie oder Psychotherapie allgemein. Eine Zertifizierung ist vor allem sinnvoll für diejenigen TherapeutInnen, die die Schematherapie vertieft und umfassend anwenden wollen. Unabhängig von einer Zertifizierung sind die Ausbildungsbestandteile des Basis-Curriculums aber auch geeignet, um die Schematherapie als wichtiges Verfahren der „Dritten Welle“ der Verhaltenstherapie für das eigene therapeutische Repertoire anwendungsbereit zu erschließen.


Anforderungen für die Basis-Zertifizierung ("standard certification")
-

-
-
theoretische Ausbildung (54 Unterrichtseinheiten UE a 45 min)
Eine genaue Aufschlüsselung der Inhalte ist als Download verfügbar. (Curricula & Kurse)
praktische Ausbildung unter Supervision (20 Supervisionsstunden)
Rating einer Schematherapie-Sitzung durch einen unabhängigen Supervisor/Rater mit einem Gesamtscore von mindestens 4,0 Punkten auf der STCS-Skala

Anforderungen für die fortgeschrittene Zertifizierung ("advanced certification")
-
-
-
theoretische Ausbildung (insgesamt 54 UE, siehe oben)
praktische Ausbildung unter Supervision (40 Supervisionsstunden)
zwei Ratings durch unterschiedliche, unabhängige Supervisoren/Rater mit jeweils einem Gesamtscore von mindestens 4,5 Punkten auf der STCS-Skala

Selbsterfahrung ist nicht vorgeschrieben, wird aber dringend empfohlen, da für die Arbeit in/mit der therapeutischen Beziehung die Kenntnis der eigenen Schemata und Modi von großer Bedeutung ist. Die Selbsterfahrung kann teilweise auf die Supervisionsstunden angerechnet werden.

Eine ausführliche Beschreibung der Anforderungen finden Sie auf der Homepage der ISST (International Society for Schematherapy).

Die Bewerbung um eine Zertifizierung und die Aufrechterhaltung derselben setzt eine aktive (zahlende) ISST-Mitgliedschaft voraus, erfordert also auch eine Erfüllung der jeweils eigenen Voraussetzungen in Bezug auf die individuelle Berufs- bzw. Therapeutenausbildung etc. für eine ISST-Mitgliedschaft.

Für die Anmeldung zur Zertifizierung ist die ISST-Mitgliedsnummer erforderlich: für eine Zertifizierung als Einzel-, Gruppen-, KJP-, oder Paar-Schematherapeut eine volle Mitgliedschaft, für die Zertifizierung als Co-Schematherapeut eine Assoziierte Mitgliedschaft.


Zeitvorgaben der ISST zum Ausbildungsprozess


Informationen zu den neuen Regelungen für den Zertifizierungsprozess finden Sie auf der ISST-Homepage unter https://schematherapysociety.org/Certification.

Alle Bewerbungen um eine Zertifizierung laufen über die nachfolgenden Koordinatoren:

Für Deutschland: Christine Zens, Wolfgang Beth

Kandidat*innen haben ab der Vollendung des Basis- oder Fortgeschrittenen-Trainings maximal 3 Jahre Zeit, um die Voraussetzungen für die Zertifizierung zu erwerben und die Unterlagen für die Standard- oder Fortgeschrittenen-(Advanced) Zertifizierung zum/zur zuständigen Koordinator*in (s.o.) zu senden.

a) Nach erfolgter Standard Zertifizierung innerhalb von 3 Jahren kann (wenn gewünscht) im Zeitrahmen von weiteren maximal 2 Jahren die Ausbildung zum fortgeschrittenen Schematherapeuten vollendet werden und bei Erfüllen der Voraussetzungen die Bewerbung um die Advanced-Zertifizierung erfolgen.

b) Wenn Kandidat*Innen die Deadline von 3 Jahren für die Standard Zertifizierung und von weiteren 2 Jahren für die Advanced-Zertifizierung nicht einhalten können, müssen sie eine der nachfolgenden Voraussetzungen nachweisen:

I.


Oder

II.



Oder

III.
Teilnahmebescheinigungen für "Continuing education" workshops von mindestens 6 Stunden pro Jahr (oder 12 Stunden aller zwei Jahre) für jedes die reguläre Ausbildungszeit überschrittene Jahr



Supervision bei einem ISST zertifizierten Trainer/Supervisor für 6 Stunden pro Jahr oder 12 Stunden aller 2 Jahre für jedes die reguläre Ausbildungszeit überschrittene Jahr zwei Ratings durch unterschiedliche, unabhängige Supervisoren/Rater mit jeweils einem Gesamtscore von mindestens 4,5 Punkten auf der STCS-Skala



Eine Falldarstellung in einem regulären Online-Meeting einer der ISST anerkannten Interessengruppen vortragen. Diese Falldarstellung braucht für ein Jahr nicht länger als 3 Stunden zu dauern und kann mit einem Trainings-Workshop oder Supervision kombiniert werden. Der Leiter der Interessengruppe sollte gegenüber dem regionalen Koordinator auf Anfrage des/der sich bewerbenden Kandidat*in bestätigen, dass die Präsentation stattgefunden hat.
I. Teilnahmebescheinigungen für "Continuing education" workshops von mindestens 6 Stunden pro Jahr (oder 12 Stunden aller zwei Jahre) für jedes die reguläre Ausbildungszeit überschrittene Jahr

Oder

II. Supervision bei einem ISST zertifizierten Trainer/Supervisor für 6 Stunden pro Jahr oder 12 Stunden aller 2 Jahre für jedes die reguläre Ausbildungszeit überschrittene Jahr zwei Ratings durch unterschiedliche, unabhängige Supervisoren/Rater mit jeweils einem Gesamtscore von mindestens 4,5 Punkten auf der STCS-Skala

Oder

III. Eine Falldarstellung in einem regulären Online-Meeting einer der ISST anerkannten Interessengruppen vortragen. Diese Falldarstellung braucht für ein Jahr nicht länger als 3 Stunden zu dauern und kann mit einem Trainings-Workshop oder Supervision kombiniert werden. Der Leiter der Interessengruppe sollte gegenüber dem regionalen Koordinator auf Anfrage des/der sich bewerbenden Kandidat*in bestätigen, dass die Präsentation stattgefunden hat.

c) Mit den genannten Regeln sollten sich alle erdenklichen Konstellationen klären lassen, seltene besondere Umstände ausgenommen.



Literaturhinweise (auszugsweise):

-
-
-
-
-
-
-
-

-

-
-
-

-
-
-

Arnoud Arntz und Hannie van Genderen (2010). Schematherapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörung. Beltz.
Gitta Jacob und Arnoud Arntz (2011). Schematherapie in der Praxis. Beltz.
Young, J.E., Klosko, J.S. & Wieshaar, M.E. (2005) Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. Junfermann.
Jeffrey E. Young und Janet S. Klosko (2006). Sein Leben neu erfinden. Wie Sie Lebensfallen meistern. Junfermann.
Roediger, E. (2009). Was ist Schematherapie? Junfermann.
Roediger, E. (2010). Raus aus den Lebensfallen! Das Schematherapie-Patientenbuch. Junfermann.
Roediger, E. & Jacob, G. (Hrsg.) (2011) Fortschritte der Schematherapie. Konzepte und Anwendungen. Hogrefe.
Roediger, E & Zarbock, G (2013) Schematherapie. In: Heidenreich, T. & Michalak, J. (Hrsg.): Die 3. Welle in der Verhaltenstherapie, S. 199-2018. Weinheim: Beltz.
Roediger, E. (2016). Praxis der Schematherapie. Lehrbuch zu Grundlagen, Modellen und Anwendung (3. vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl.) Stuttgart: Schattauer.
Roediger, E., Stevens, B. & Brockman, R. (2018). Contextual Schema Therapy. Oakland: New Harbinger.
Schuchardt, J. & Roediger, E. (2016). Schematherapie. Tübingen: Psychologie-Verlag.
van Vreeswijk, M., Broersen, J. & Nadort, M (Edited by)(2012) The Wiley-Blackwell Handbook of Schema Therapy. Theory, Research, and Practice. Wiley-Blackwell.
Reusch, Y. & Valente, M. (2015) Störungsspezifische Schematherapie. Beltz.
Valente, M. & Reusch, Y. (2017) Selbstregulation und Impulskontrolle durch Schematherapie aufbauen. Beltz.
Valente M, Roediger E (2020). Schematherapie. Stuttgart: Kohlhammer